Wie ein Zeckenbiss Ursula ins Abseits drängt

Wie ein Zeckenbiss Ursula ins Abseits drängt
09.08.2014

Ursula ist eine lebenslustige Frau. Ihre Kinder hat sie neben ihrem Geschäft groß gezogen. Das war in der kleinen Schwarzwaldgemeinde Treffpunkt und Nachrichtenbörse. Im Ort selbst galt sie als einer der Mittelpunkte. Heute sieht sie niemanden mehr.

Heute ist sie gelähmt. An Armen und Beinen. Ihr Geschäft musste sie aufgeben. Freunde hat sie auch keine mehr. Verbittert hat sie das nicht, nur ihr Mann ist mit dem Thema immer noch nicht fertig: „Nicht einmal einer hat geholfen. Deswegen nenn ich des so, die gute Freunde.“ Der einzige Besuch ist der von der Pflegerin und ihrer Schwester.

Angefangen hat alles mit einem einzigen Zeckenstich. Nach 14 Tagen war sie todkrank. Diagnose: FSME. Die Familie fiel aus allen Wolken, denn ernst genommen hatten sie die Zecken nie: „Ja gut, die gibt`s halt im Schwarzwald.“ Das war vor 5 Jahren, heute ist Ursula Tag und Nacht auf Pflege angewiesen. Ein einfacher Brotkrümel könnte sie ersticken, wenn ihre Luftwege nicht immer wieder abgesaugt werden.

Manchmal denkt sie ans Aufgeben, sagt sie, doch dann blitzen ihre Augen wieder auf: „Es geht schon, wenn ich denke vor zwei, drei Jahren konnte ich mich noch gar nicht bewegen, meinen Kopf zum Beispiel, der musste immer gehalten werden, ich konnte den nicht so halten, dass ist schon ein Fortschritt.“ Nur in der sozialen Situation folgt ein Rückschritt nach dem nächsten. Von der mageren Erwerbsunfähigkeitsrente von rund 700 € bleibt nichts übrig. Das frisst alles ihre Pflegebedürftigkeit und die Pflegedienste. So kämpft ihr Mann mit der Fortführung des Kiosks und einem Fabrikjob ums Überleben. Solange er arbeitet kommt Schwester Marianne. Glücklicherweise hat diese Zeit, sie lebt allein und hat keine eigene Familie um die sie sich kümmern muss, sonst läge Ursula im Pflegeheim. Mittlerweile häufen sich Fälle wie Ursulas. Rund 60.000 Menschen, so die vorsichtige Schätzung des RKI, werden jährlich durch Zecken krank. Doch so richtig wahrhaben will es scheinbar niemand. Und Ursulas Mann Hans wird damit täglich konfrontiert: „Ich hab Arbeitskollegen die haben manchmal 20 Zecken am Körper gehabt. Nicht eine, 20! Und impfen? Tun sich sie trotzdem net.“

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